Es hängt von vielen Faktoren ab, ob Sie eine Abstinenz nachweisen müssen.

Hier eine Auswahl :
1. Umstände der Fahrt
– Höhe der Promille,
– Uhrzeit der Fahrt,
– Wie viele Kilometer gefahren?
– Ausfallerscheinungen während der Fahrt oder bei der ärztlichen Untersuchung.

2. Trinkverhalten
– Zeitraum: über wie viele Jahre viel getrunken?
– Negative Konsequenzen des Konsums,
– Hatten Sie noch die Kontrolle über Ihr Trinkverhalten?

3. Zukünftiger Konsum
– Sind Sie noch in der Lage kontrolliert mit Alkohol umzugehen?
– Wie haben Sie das vor?

Der Gutachter hält sich dabei an vorgegebene Kriterien. Sie stehen in den Begutachtungsleitlinien, die in Zusammenarbeit von mehreren Experten erarbeitet wurden. 

Um sicher zu gehen, was der Gutachter in der MPU von Ihnen erwartet und warum das so ist, lassen Sie sich beraten.
Wenn Sie eine Abstinenz brauchen und in der MPU keine vorweisen können, bekommen Sie eine negative MPU und Sie haben umsonst Ihr Geld ausgegeben.

Die Abstinenzzeit ist in der Regel 1 Jahr, in einigen Fällen reichen 9 oder 6 Monate aus.

Eine Abstinenz von 1 Jahr nachweisen müssen auf jeden Fall:

– Alkoholiker mit einer Diagnose,
– Wer mehr als 3 Promille hatte,
– Wer über viele Jahre große Mengen getrunken hat,
– Wer in der Vergangenheit mehrere Fahrten hatte

Beispiel:

Jemand ist 25 Jahre alt und hat 5 Jahre lang 8 mal im Monat ca 2 Promille getrunken. Für einen 80 kg schweren Mann, wären es ca 4,5-5 l Bier. Er ist jemand der wenig Abende hat, wo es nur mal 2-3 Bier sind. Vor diesen 5 Jahren waren 4 mal im Monate 1 Promille ( 2,5-3l Bier). Derjenige hat sich selber hin und wieder vorgenommen, weniger zu trinken, das hat allerdings nicht gut geklappt. Er hat auch mal in der Fastenzeit 6 Wochen keinen Alkohol getrunken, ist dann danach allerdings schnell wieder bei 2 Promille gelandet.
Bei der Autofahrt mit 1,6 Promille ist er noch 20 km gefahren und hatte bei der ärztlichen Untersuchung kaum Ausfallerscheinungen.
Die wichtigen Fragen, um die Abstinenz abzuklären sind hier:
– Ist es ihm möglich, in Zukunft immer nur 1 l Bier zu trinken?
– Was spricht dafür? Was spricht dagegen?
– Welche Auswirkungen hatte der Konsum für ihn?

Hier würde eine einjährige Abstinenz notwendig sein, um die MPU zu bestehen:

– Immer nur hohe Mengen Alkohol, auch wenn es nur Bier war und keine harten Getränke
– Über 5 Jahre hoher Konsum, davor die Jahre auch schon viel
– Das Vorhaben, weniger zu trinken, hat nicht geklappt
– Nach einer Trinkpause während der Fastenzeit ist er wieder bei den früheren Mengen Alkohol gelandet
– Er ist mit 1,6 Promille noch 20 km gefahren und hatte keine Ausfallerscheinungen wie Schlangenlinie fahren, lallen oder z.B. Verwirrtheit in seinen Äußerungen
Im Gutachten würde stehen: Aufgrund der Lerngeschichte im Umgang mit Alkohol wird es dem Klienten in Zukunft nicht möglich sein, dauerhaft kontrolliert mit Alkohol umzugehen. Es geht hier um Alkoholmissbrauch, der so bedeutend war, dass eine Abstinenzpflicht besteht.

Wieso wird die Abstinenz verlangt?

Wir alle wissen, wie schwer es ist, Gewohnheiten abzulegen oder zu verändern. Deshalb wird hier eine Abstinenz verlangt, um mit einer  größeren Sicherheit nicht wieder in das alte Trinkmuster zurück zu fallen. Die Rückfallquoten für eine erneute Fahrt unter Alkoholeinfluss belegen das. 46 % haben 2018 eine MPU machen müssen, weil sie das zweite Mal ihren Führerschein wegen Alkohol verloren haben.
Es geht hier immer nur darum, wie groß die Wahrscheinlichkeit ist, dass jemand wieder in das alte Trinkmuster fällt. Aus meiner Erfahrung als Verkehrstherapeutin weiß ich, dass es passieren kann. Es gibt bestimmte Situationen im Leben, die schwer zu ertragen sind und dann greift man auf frühere Gewohnheiten zurück.