
Kann man beim 1. Mal die MPU bestehen?
Ja man kann! Wenn Sie gut über sich selber Bescheid wissen und Sie eine Abstinenz vorweisen könne, wenn diese nötig ist, bestehen Sie beim 1. Mal die MPU.
Ein Beispiel: Ein Klient von mir hat 25 Jahre Drogen und Alkohol konsumiert. Sein Nachweis über 1 Jahr Abstinenz, viele Erkenntnisse über sich selber und stabile Veränderungen haben dazu geführt, dass er die MPU bestanden hat. Er hat bei mir ein Wochenendseminar und 9 Einzelstunden innerhalb des Jahres gemacht.
Warum fallen so viele durch die MPU durch?
Es gibt mehrere Gründe dafür, dass jemand durch die MPU fällt:
- die Abstinenz wurde nicht nachgewiesen oder war zu kurz,
- die Delikte werden nicht realistisch erzählt; die Konsummenge passt nicht zur Promillezahl oder man lässt wichtige Details weg, die der Gutachter aber weiß, weil er Akteneinsicht hat. Z.B. hat jemand in der MPU nicht erzählt, dass er jemand anderen bei einem Überholmanöver sehr gefährdet hat. Fakten weglassen oder beschönigen führt zu einer negativen MPU,
- man bleibt bei den Schilderungen nur dabei zu erzählen, wie es gewesen ist. Dem Gutachter ist es aber wichtig, dass Sie erzählen können, wie Sie das heute sehen und ob Sie Ihre Sichtweise verändert haben,
- man kann keine Veränderungen benennen oder der Zeitraum der Veränderung ist zu kurz. Verändern muss sich der Konsum, das Fahrverhalten im Straßenverkehr, z.B. der Umgang mit Geschwindigkeitsbegrenzungen. Das kann sich nur verändern, wenn jemand sein Verhalten wirklich hinterfragt hat, sonst bleibt alles wie es ist,
- jemand versucht nur eine Geschichte zu erzählen, um durch die MPU zu kommen. Da die Gutachter ausgebildet sind und ca 800 MPU Gespräche im Jahr haben, kann man davon ausgehen, dass sie das erkennen.
Ist es egal wo ich die MPU mache?
Grundsätzlich ja. Die Beurteilungskriterien gelten für alle Stellen in Deutschland gleich. Es gibt dennoch Unterschiede im Umgang mit den Kriterien. Die Kriterien sind nicht so formuliert, dass es immer nur einen Standpunkt gibt. Z.B. steht dort, dass die Zeit der Veränderung einige Monate lang sein soll. Einige Monate sind von 2-6 und da hat jede Stelle einen anderen Schwerpunkt.
Unterschiede gibt es in der Kundenfreundlichkeit, wie lange es dauert, bis das Gutachten geschrieben wurde usw.
Fragen Sie mich, welche Begutachtungsstelle ich empfehle.
Was kommt in der MPU auf mich zu?
Die MPU besteht aus 3 Teilen:
Die ärztliche Untersuchung: Hier wird abgeklärt, ob Sie gesundheitliche Einschränkungen haben und deshalb nicht am Straßenverkehr teilnehmen dürfen. Bei chronischen Erkrankungen müssen Sie medikamentös gut eingestellt sein, z.B. Bluthochdruck oder Diabetis. Bei einer MPU wegen Alkohol wird Ihnen eine Blutprobe entnommen und die Leberwerte dürfen nicht erhöht sein. Bei einer MPU wegen Drogen wird ein Urinscreening veranlasst.
Der Reaktionstest am Computer. Hier wird getestet, ob Ihre Reaktionsfähigkeit, Ihre Konzentration und Ihre Aufmerksamkeit für den Straßenverkehr ausreichend ist. Es sind verschiedene Tests in unterschiedlicher Geschwindigkeit. Sie werden nicht alles hinbekommen, auch mal den Faden verlieren. Das ist nicht weiter schlimm, da Sie maximal 33% hinbekommen müssen. Falls Sie den Test nicht hinbekommen, sind Sie nicht durch die MPU gefallen. Sie haben dann die Chance eine Fahrprobe mit einem Gutachter an dem Ort zu machen, wo Sie die MPU gemacht haben. Wenn Sie Fahrpraxis haben, bekommen Sie das gut hin. Sollten Sie zweifeln, nehmen Sie vorher eine Fahrstunde in einer Fahrschule Ihrer Wahl. Ich empfehle Ihnen gern eine, die sich damit auskennen.
Das psychologische Gespräch: Der Gutachter hat Ihre Akte durchgesehen und stellt Ihnen Fragen. Er steht Ihnen neutral gegenüber und braucht Ihre Antworten, um ein verwertbares Gutachten zu schreiben. Er stellt Fragen zum Konsum, zu Ihrem Fahrverhalten, zu den Gründen und zu den Veränderungen. Das Gespräch dauert ca 1 Stunde und er achtet darauf, ob Sie sich wirklich hinterfragt haben oder ob Sie nur die MPU bestehen wollen. Erst wenn man erkannt hat, wieso man gestolpert ist, kann man ein weiteres Stolpern verhindern.
Wann beantrage ich die MPU?
Die MPU wird vom Straßenverkehrsamt gefordert und Sie beantragen Ihre Fahrerlaubnis wieder beim Straßenverkehrsamt. Erkundigen Sie sich beim Straßenverkehrsamt, was für den Antrag benötigt wird. Auf jeden Fall benötigen Sie das aktuelle Führungszeugnis, was nicht älter als 3 Monate sein darf. Deshalb ist es ratsam den Führerschein 3 Monate bevor Sie die MPU machen wollen, zu beantragen.
Wenn die MPU beantragt ist, setzt das Straßenverkehrsamt eine Frist, in der Sie die MPU machen müssen. Die Frist kann auf Wunsch in vielen Fällen verlängert werden, wenn es nötig sein sollte.
Sie können frei auswählen, wo Sie die MPU machen möchten und teilen Ihre Wahl dem Straßenverkehrsamt mit. Sie schicken dann Ihre Akte dorthin und die Begutachtungsstelle meldet sich bei Ihnen, um einen Termin abzusprechen. Meistens bekommen Sie einen Terminvorschlag, nachdem Sie das Geld überwiesen haben, Sie können sich über die Termine gut mit den jeweiligen Stellen abstimmen.
Ich hab eine negative MPU - und nun?
Für Sie ist das nicht schön und natürlich auch ein finanzieller Verlust und Sie können was tun, dass die nächste MPU klappt. Manche berichten mir, dass es für sie trotzdem gut war, es gemacht zu haben, weil sie jetzt besser wissen, was auf sie zukommt.
Wenn Sie eine negative MPU haben, müssen Sie diese nicht beim Straßenverkehrsamt einreichen. Ich spreche gern mit Ihnen das Gutachten durch und erkläre Ihnen wieso Ihre Antworten nicht ausgereicht haben. Oft liegt es daran, dass man zu oberflächlich antwortet. Die Antwort ist ja dann nicht falsch, nur zu ungenau. Viele schildern wie es gewesen ist, aber nicht wie es dazu gekommen ist. Das macht z.B. einen Unterschied aus.
Wenn Sie sich bei der Begutachtungsstelle, wo Sie waren, nicht gut aufgehoben gefühlt haben, müssen Sie dort nicht wieder hingehen. Manchmal ist es gut, dort wieder hin zu gehen, weil man eine Veränderung deutlich machen kann. Einige möchten lieber eine neue Chance woanders haben.
Ich hatte eine Autofahrt mit Alkohol. Muss ich eine Abstinenz machen?
Nicht jeder muss eine Abstinenz für die MPU nachweisen. Sie dürfen freiwillig abstinent sein, hier geht es aber um die Abstinenzpflicht. Abstinent muss jeder sein, der
- Alkoholiker ist (mit einer Diagnose oder Klinikaufenthalten),
- über 3 Promille hatte,
- über 2,5 Promille und keine Ausfallerscheinungen hatte,
Wenn Sie nicht zu dieser Gruppe gehören, hängt es von mehreren Faktoren ab, ob Sie abstinent sein müssen:
- hatten Sie noch die Kontrolle über Ihren Konsum?
- wie oft, wie viel, welche Getränke, zu welchen Tageszeiten, unterschiedliche Trinkmengen?
- gab es negative Auswirkungen (gesundheitlich, sozial, arbeitsmässig)
Ich biete Ihnen gern ein Gespräch dazu an. Finden Sie heraus, ob in der MPU eine Abstinenz erwartet wird.
Ich hatte eine Fahrradfahrt mit Alkohol. Was passiert jetzt?
Wenn Sie mit dem Fahrrad gefahren sind wird es etwas anders gewertet, als wenn Sie mit dem Auto gefahren wären. Ab 1,6 Promille kommt auf jeden Fall eine MPU auf Sie zu. Wenn das Straßenverkehrsamt informiert wird, ordnen sie eine MPU an und Sie haben maximal 2 Monate Zeit, die MPU vorzulegen. Wenn Sie die MPU nicht bis dahin vorlegen, müssen Sie Ihren Führerschein abgeben.
Es ist in vielen Fällen möglich, die MPU in dem knappen Zeitfenster zu bestehen. Die Voraussetzung ist, dass Sie keine Abstinenz nachweisen müssen. Klären Sie das gern in einem Gespräch mit mir ab.
Ich muss wegen Drogen eine MPU machen. Wie lang muss die Abstinenz sein?
Wenn Sie mit sehr geringen THC- Werten aufgefallen sind, kann es sein, dass Sie Ihre Fahrerlaubnis bis zur MPU behalten. In vielen Fällen müssen Sie eine Abstinenz von 3 oder 6 Monaten nachweisen, je nachdem, wie Ihr Konsum in der Vergangenheit war.
Mit hohen THC Werten und/ oder langjährigem Konsum ist die Abstinenzzeit 1 Jahr. Ebenfalls, wenn Sie Cannabis und andere Drogen konsumiert haben, z.B. Amphetamine, Kokain, Extasy, Heroin usw.
Bei sehr kurzzeitigem Konsum reichen häufig auch 6 oder manchmal 9 Monate Abstinenz.
Ich habe eine MPU wegen Punkten vor mir. Was kommt auf mich zu?
In der MPU fragt sie der Gutachter zu jedem Delikt und möchte von Ihnen geschildert bekommen, wie es zu dem Punkt oder zu den Punkten gekommen ist. Sie können die Übersicht vom Straßenverkehrsamt hinzunehmen, um es zu rekonstruieren oder Sie beantragen die Auskunft vom Kraftfahrtbundesamt. Dort steht detaillierter wo Sie zum jeweiligen Zeitpunkt waren, als Sie aufgefallen sind. Das macht es leichter sich zu erinnern, vor allem wenn es länger her ist.
Ich bin ohne Fahrerlaubnis gefahren. Was kommt auf mich zu?
Es gibt zwei Möglichkeiten, wenn Sie ohne Fahrerlaubnis gefahren sind:
- Sie haben Ihre Fahrerlaubnis wegen Alkohol, Drogen, Punkten oder Aggressionen verloren und sind ohne Fahrerlaubnis gefahren. Jetzt kommt quasi eine doppelte MPU auf Sie zu. Auch das ist zu schaffen, wenn Sie sich hinterfragt haben.
- Sie hatten noch keinen Führerschein und können in der MPU erklären wieso Sie gefahren sind.
Der Gutachter möchte von Ihnen wissen, wieso Sie die Regeln nicht beachtet haben. Manche sind nur einmal gefahren, ich hatte aber auch schon Klienten, die 10 Jahre ohne Fahrerlaubnis gefahren sind und nicht erwischt wurden. Auch der Klient hat die MPU bestanden, weil er sich hinterfragt hat und seine Motive dafür erkannt und verändert hat. Es ist kein Motiv zur Arbeit zu müssen – auch wenn es verständlich ist – oder dass niemand anders fahren konnte.
Was sind Gründe oder Motive die der Gutachter hören will?
Häufig weiß man nicht, wieso man dieses macht oder jenes nicht macht. Wir handeln nicht immer nur bewusst. Wenn wir das tun würden, wären wir wahrscheinlich vernünftiger und könnten leichter bestimmte Verhaltensweisen ablegen oder verändern.
Wir haben gelernt in einer gewissen Art und Weise zu denken und zu handeln und weil es ganz gut läuft, bleiben wir dabei. Erst wenn etwas nicht mehr läuft hinterfragen wir wie das kommt und wollen die Gründe erforschen, die dazu geführt haben.
Um es uns einfacher zu machen suchen wir die Schuld häufig bei den anderen oder bei den Umständen. Das führt dann zu oberflächlichen Antworten bei der MPU:
- ich hatte eine Trennung und habe danach mehr getrunken,
- die anderen sind auch so gefahren wie ich,
- ich hab die falschen Leute kennen gelernt und deshalb mit Kiffen begonnen.
Zu den Motiven kommen Sie wenn Sie überlegen,
- wie war die Trennung für Sie, wie sind Sie damit umgegangen, hätten Sie etwas anders machen können und wenn ja, was?
- ob Sie nicht eher häufig zu schnell fahren, wie gehen Sie mit Regeln und Grenzen um und woher kommt das?
- dass Leute die Drogen konsumieren nicht unbedingt bedeuten, dass man auch konsumiert. Fragen Sie sich was haben Sie vom Konsum gehabt, in welcher Zeit haben Sie begonnen und wie ging es Ihnen zu der Zeit?
Die Umstände sind nicht der Grund!